Artgerechte Ernährung

Basis für ein gesundes und glückliches Meerschweinchenleben

3 Meerschweinchen grasen auf einer Wiese, je ein weiteres sitzt in einem Weidentunnel und schaut raus. Auf der Wiese wächst Gras und blühender Löwenzahn

Die Kunst der artgerechten Ernährung für Meerschweinchen

… ist eigentlich gar keine große Kunst – im Gegenteil, sie ist recht einfach.

Meerschweinchen sind beliebte Haustiere, die nicht nur durch ihr freundliches Wesen bezaubern, sondern auch besondere Ansprüche haben – insbesondere in Bezug auf ihre Ernährung. Eine ausgewogene Fütterung ist entscheidend für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Im Folgenden stellen wir die Grundlagen einer artgerechten Ernährung vor.

Heu – die Basis jeder Fütterung

Heu ist das Grundnahrungsmittel für Meerschweinchen und muss rund um die Uhr in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. Es dient nicht nur als Nahrungsquelle, sondern ist unverzichtbar für den natürlichen Zahnabrieb und eine gesunde Verdauung. Hochwertiges Heu ist reich an Ballaststoffen und fördert eine stabile Darmflora.

  • stets frisch, trocken und frei von Schimmel bereitstellen,
  • in Heuraufen oder sauberer, trockener Unterlage anbieten,
  • verunreinigtes Heu regelmäßig entfernen und nachfüllen.

Frisches Grün- und Wiesenfutter

Meerschweinchen lieben frisches Grün. Geeignet sind beispielsweise bekannte Pflanzen wie Löwenzahn, Gänseblümchen, Kamille oder Vogelmiere. Sie liefern Abwechslung sowie wichtige Vitamine und Mineralstoffe.

Wichtig: Nicht alle Wildpflanzen sind verträglich. Im Zweifel nur bewährte Futterpflanzen verwenden und neue Pflanzen langsam anfüttern.

Faserreiches Gemüse

In den Wintermonaten, wenn keine frischen Wiesenkräuter zur Verfügung stehen, können faserreiche Gemüsearten wie Fenchel, Endivien, Gurke oder verschiedene Kohlsorten eine gute Alternative sein. Sie unterstützen die Verdauung und sorgen für Beschäftigung.

Obst und sehr zuckerhaltiges Gemüse (z. B. größere Mengen Karotten) sollten nur selten gefüttert werden, da sie zu Verdauungsproblemen führen können.

Vitamin C

Meerschweinchen können Vitamin C nicht selbst bilden und sind daher auf eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Bei abwechslungsreicher Fütterung mit Wiesenkräutern und vitaminreichem Gemüse ist der Bedarf in der Regel gedeckt. Nahrungsergänzungen mit Ascorbinsäure sind nur in Ausnahmefällen notwendig (z. B. auf tierärztliche Empfehlung).

Frisches Wasser

Sauberes Trinkwasser muss jederzeit verfügbar sein. Es sollte täglich gewechselt und in einem hygienisch sauberen Napf oder einer geeigneten Flasche angeboten werden. Besonders im Sommer ist auf Keimfreiheit und ausreichende Erneuerung zu achten.

Kraftfutter: meist unnötig – in Ausnahmen sinnvoll

Sogenanntes Kraft- oder Trockenfutter (Pellets, Mischungen mit Getreide oder Nüssen) ist in der Regel nicht notwendig. Eine zu eiweiß- oder energiereiche Ernährung kann Übergewicht, Verdauungsprobleme und Zahnfehlstellungen begünstigen. Zudem sättigen Pellets schnell, sodass die Tiere weniger Heu fressen – was langfristig zu massiven Zahnproblemen führen kann.

In besonderen Situationen kann spezielles Kraftfutter auf tierärztliche Empfehlung jedoch eine sinnvolle Ergänzung sein, bei Belastungen wie Krankheit, Trächtigkeit und Säugezeit. Dieses Thema ist umstritten. Wenn eine Zusatzfütterung notwendig erscheint, immer einen Tierarzt/Tierärztin zu Rate ziehen. 

Es gilt:

  • Kraftfutter (spezielles aus der Tierärztlichen Praxis)  nur ergänzend und in kleinen Mengen geben,
  • niemals als Alleinfutter einsetzen – Heu, Grünfutter und Gemüse bleiben die Hauptbestandteile,
  • langsam anfüttern, auf Kotbeschaffenheit, Gewicht und Allgemeinbefinden achten,
  • im Zweifel tierärztlichen Rat einholen.

    Strukturfutter, ein paar Punkte dazu:

    • Grundidee: Strukturfutter besteht meist aus getrockneten Gräsern, Kräutern und Pflanzenteilen. Es soll Heu ergänzen oder in Phasen, in denen Heu von schlechter Qualität ist, einen Ausgleich schaffen.
    • Vorteil: Es ist rohfaserreich, also sehr nah an der natürlichen Ernährung der Meerschweinchen. Im Gegensatz zu Getreidepellets oder Müslimischungen verursacht es in der Regel keine Gärungen oder Blähungen, wenn es sparsam eingesetzt wird.
    • Einsatzgebiet:
      • als Zusatz, wenn das Heu nicht die beste Qualität hat,
      • für Tiere, die mehr Energie brauchen (z. B. Senioren, Trächtige, Rekonvaleszenten)
    • Wichtig:
      • Strukturfutter ersetzt kein Heu – Heu muss immer Hauptfutter bleiben.
      • Die Menge sollte eher klein bleiben, da auch strukturreiche Trockenfutter die Tiere schnell sättigen und sie dann eventuell weniger Heu aufnehmen.
      • Immer auf die Zusammensetzung achten: keine Zusätze, keine Getreidebestandteile.

    👉 Kurz gesagt: Strukturfutter  kann in Maßen eine sinnvolle Ergänzung sein, ist aber für gesunde Meerschweinchen nicht zwingend notwendig, solange gutes Heu und Frischfutter in ausreichender Qualität zur Verfügung stehen.

Besondere Situationen

In Einzelfällen – etwa bei Krankheit, in Trächtigkeit und Säugezeit oder während längerer Kälteperioden bei Außenhaltung – können angepasste Fütterungsstrategien sinnvoll sein. Solche Maßnahmen sollten möglichst nach tierärztlicher Rücksprache erfolgen.

Futterumstellungen/neue Frischfuttersorten

Eben wegen ihres sensiblen Verdauungssystems sollen neue Frischfuttersorten immer nur sehr langsam und in sehr kleinen Mengen angefüttert werden, damit sich die Darmflora auf des neue Gemüse einstellen kann. Aber auch das "Ausschleichen" von bisher gewohntem Kraftfutter muss langsam erfolgen, da es sonst ebenso zu einer Störung der Verdauung und des Stoffwechsels kommen kann. Es können lebensgefährliche Blähungen verursacht werden.

 

Fazit

Eine artgerechte Ernährung für Meerschweinchen basiert auf:

  • Heu (immer verfügbar),
  • frischem Grünfutter und Kräutern,
  • ergänzend faserreichem Gemüse,
  • ausreichend Vitamin C,
  • ständig frischem Wasser.

Wer diese Grundlagen beachtet, sorgt für gesunde, zufriedene und langlebige Tiere.

© Meerschweinchenclub Bayern e. V.